Während des Peking Aufenthaltes von Hanshi Kleinschwärzer bat er einen Experten der chinesischen Kampfkünste, den in Peking lebenden Mexikaner Antonio Flores, für mich Nachforschungen bezüglich des Wortes KUN-TAI-KO anzustellen. Diese Wortkombination bedeutet nach Aussage unseres Meisters Norbert Punzet, der diese wiederum vom Gründer dieser Stilrichtung Lucien Victor Ott erfuhr, "Mächtiger Kleiner Körper"! Ihm diesen Hinweis gebend machte sich Meister Flores auf, um die tiefere Bedeutung zu ergründen und den Ursprung zu erforschen. Toni ist Lehrer an der internationalen Schule in Peking und graduiert als bisher einziger ausländischer Wushu-Lehrer durch die "Chinese Physical Education University"! Er liest seit 20 Jahren das Buch der Veränderungen oder wie es im Originaltitel heißt "Book Of Changes"! Es ist in einschlägigen Buchläden auch unter dem Begriff "I-Ging" bekannt. Um dieses Buch zu verstehen, muss man in der Lage sein, die Bedeutungen der asiatischen Philosphie zwischen den Zeilen lesen und verstehen zu können. Es gibt nur sehr wenige Menschen die sich diesem schwierigen Buch gewidmet haben. Er ist einer davon. Das Buch stammt noch aus der Zhou Dynastie und beschreibt die Abläufe basierend auf der Wechselwirkung des Yin und Yang Prinzips. Hier nun die Entschlüsselung der Wortkombination KUN-TAI-KO:
Das chinesische Schriftzeichen "KUN" ist Yin gleichzusetzen, dem Schwachen und Weichen und erscheint als zweites Hexagram des Yi Jing. Taiko ist eine phonetische Variante eines südchinesischen Dialektes und wird in Pinjin "DAGUO" geschrieben. Ein Begriff den Richard Wilhem benutzte und der wie folgt beschrieben werden kann.
Das Wort GUO hat viele Bedeutungen und kann daher nicht exakt mit einem deutschen Wort beschrieben werden. In o. g. Zusammenhang bedeutet es soviel wie:
über ein Ziel hinausschießen
mehr als nötig
daran vorbeigegangen
überschritten oder
übertrieben.
Von diesen Bedeutungen abstammend muss man ableiten, dass es sich um eine Art Exzess handelt. Letztendlich hat es die Bedeutung, jegliche Bedeutung zu überschreiten/übertreffen. Dieses Hexagram handelt von Übergangsmomenten außergewöhnlicher oder außerordentlicher Zustände.
(I Ching. Die Übersetzung von Richard Wilhem u. Ed Arkana, England, 3. Ausgabe, Seite 704)
DAGUO, das 28. Hexagram im Book Of Changes erklärt das Überwiegen/Übertreffen von etwas Größerem. Es sagt aus, dass die große Wichtigkeit einer Situation durch etwas noch Größeres übertroffen werden kann.
"Der Dachbalken eines Hauses auf dem das gesamte Dach liegt, wird immer zu dem Punkt durchsacken, der am Schwächsten ist, denn die Tragekraft ist für die daraufliegende Last nicht ausreichend. Daher ist es notwendig, einen vorübergehenden Zustand herzustellen, um dem Ganzen entgegenzuwirken. Das bedeutet, man muss in Aktion treten bzw. schnell und kraftvoll handeln".
(Op. Zitat Seite 111)
In diesem Beispiel besteht das Schwache gegen eine aussichtslose Situation und verursacht dadurch eine Änderung, in dem es das Starke aus dem Gleichgewicht bringt. Mit anderen Worten, ist auch ein schwacher Mensch in der Lage durch einsetzen von Energie oder Technik, eine schwierige Situation erfolgreich meistern zu können. Das Schwache wird kräftig!